Turf Times: Sea The Moon siegt im 179. Oppenheim Union Rennen

Wenn am ersten Juli-Sonntag die Pferde zum Start des IDEE 145. Deutschen Derbys (Gr. I) aufgaloppieren, dann wird Sea The Moon (Sea The Stars) in der Favoritenrolle stehen. Diese Prognose ist nach dem Sieg des Görlsdorfers im Oppenheim-Union-Rennen keineswegs gewagt, denn es ist nicht anzunehmen, dass aus dem Ausland eine Nachnennung eines starken Konkurrenten mit ähnlicher Form kommen wird.

Wie die Quote des Schützlings von Markus Klug sein wird, dürfte sich auch den Plänen richten, die in Bergheim gemacht werden: Läuft der aktuelle Gr. III-Sieger Guardini (Dalakhani) in Hamburg oder tritt man mit ihm doch im Grand Prix de Paris (Gr. I) an. Ein Start in Hamburg und somit ein Aufeinandertreffen mit Sea The Moon wäre aus sportlicher Sicht natürlich sehr reizvoll, doch ist es gut möglich, dass Trainer Jean-Pierre Carvalho Longchamp vorzieht, da daheim noch der eine oder andere Kandidat für Hamburg zur Verfügung steht. Ein Start von Guardini in Hamburg würde an der Favoritenposition von Sea The Moon nichts ändern, allein die Quote wäre wohl geringfügig höher.

Doch die 20:10, die manche Buchmacher derzeit als Festkurs offerieren, sind bei allem Hype um den Hengst kaum zu akzeptieren. Das Derby hat sich in den vergangenen Jahren als Favoritengrab entwickelt, der letzte Unverlierbare, der dann doch nur Zweiter wurde, war vor zwei Jahren Novellist (Monsun). Der dann aber nicht an einem Zufallssieger scheiterte, sondern an dem später zum reellen internationalen Gr. I-Sieger aufgestiegenen Pastorius (Soldier Hollow).

Immerhin wird Sea The Moon in Hamburg nicht mit der Programmnummer eins an den Start gehen. Der Handicapper hat ihn aktuell mit einem Rating von 96,5 kg bedacht, der Mehl-Mülhens-Sieger Lucky Lion (High Chaparral) steht bei 97,5 kg, ist damit der momentan am höchsten eingestufte Derby-Kandidat und hätte folgerichtig im Rennprogramm die Pole-Position inne.

Sea The Moon hat die Union nicht ganz so souverän gewonnen wie vor zwei Jahren Novellist, vor allem da der Rennverlauf für ihn kaum ideal war. Wie zuletzt in Frankfurt musste er, ein großer Galoppierer, sich sein Rennen selber machen, er ging eher notgedrungen an die Spitze und war, wie auch beim ersten Jahresstart, in der Zielgeraden noch sehr grün und unreif. Es ist am Ende noch einmal gut gegangen, doch könnte das in einem kopfstarken Derbyfeld - nach dem bisherigen Stand der Dinge ist von rund 15 Teilnehmern auszugehen - zu Schwierigkeiten führen. Görlsdorf hat mit dem noch sieglosen Hot Like Mexico (Adlerflug) noch einen zweiten Vertreter im Derby, theoretisch könnte dieser als Führpferd fungieren, doch ob man derartige Überlegungen hegt, entzieht sich unserer Kenntnis.

Interessant ist, dass sowohl Guardini in Chantilly Start-Ziel gewonnen hat, wie auch die derzeit vielleicht beste dreijährige Stute in Deutschland, die noch im Derby startberechtigte Longina bei ihrem Gr. II-Sieg in Hoppegarten. Alle waren aber sicher nicht freiwillig sofort vorne, sie haben am Ende das beste daraus gemacht. Der Stil von Sea The Moon in Köln war jedoch beeindruckend. An seinem Stehvermögen bestehen nicht die geringsten Zweifel, er scheint auch relativ unabhängig von den Bodenverhältnissen zu sein. Bei seinem Zweijährigen-Sieg und auch in Frankfurt war das Geläuf offiziell weich, in Köln wurde es mit gut angegeben. Etwas elastisch sollte es sicher schon für ihn sein. Er ist der Typ Pferd, der sich weiter verbessern wird, seine internationale Zeit wird vielleicht erst vierjährig kommen. Nach den bisherigen Eindrücken wird er in Hamburg schwer zu schlagen sein, aber es muss bei ihm in einem großen Feld sicher auch alles passen.

Für den Vater Sea The Stars (Cape Cross) hat erst vor kurzem Taghrooda in den Investec Oaks (Gr. I) ein Ausrufezeichen gesetzt. Sea The Moon war jetzt sein erster Gruppe II-Sieger, er ist sein bislang mit Abstand bester männliche Nachkomme. Die Mutter Sanwa, gezogen in Karlshof, war zunächst im Besitz des Gestüts Höny-Hof, sie wurde freihändig erworben, konnte jedoch nicht herausgebracht werden und hat eine längere Auktionshistorie. Sie kam 2008 im Alter von vier Jahren tragend von Dansili zur Tattersalls December Sale. Für 400.000gns. ging sie über den Agenten Charlie Gordon-Watson in den Besitz eines Syndikats, Breeding Capital.

Ihr Erstling Sansiwa (Dansili) wurde im August 2010 bei Arqana angeboten und von Sandro Giannellas Appapays Racing Club für €60.000 gekauft. Sie hat zwei Rennen gewonnen, war vergangenes Jahr Zweite in einem Listenrennen in München und ist inzwischen in die Zucht gegangen, sie steht im Haras du Petit Tellier und wurde von Falco gedeckt. Sanwa tauchte 2010, tragend von Sea The Stars, erneut in Newmarket im Ring auf, das Protokoll vermerkt einen Rückkauf bei 200.000gns., doch hat sie dann Görlsdorf freihändig erwerben können.

Sea The Moon, ihr zweiter Nachkomme, war als Jährling bei Tattersalls auf der Auktion, wurde jedoch für 230.000gns. zurückgekauft. Abgegeben wurde hingegen seine rechte Schwester Sea The Sun, die als Fohlen vergangenen November für 320.000gns. an Sunderland Holdings ging. Dahinter steckt die Familie Tsui, die Besitzer von Sea The Stars. Sanwa, die schon 2011 nicht gedeckt wurde, setzte 2013 erneut aus, in diesem Jahr stand sie auf der Liste von Lord of England in Etzean.

(20.06.2014)