Sport-Welt: Gestüt Görlsdorf - 2013 das Jahr des Durchbruchs

Eins darf man der Züchterin Frau Heike Bischoff-Lafrentz auf jeden Fall bescheinigen. Sie hat viel Mut und einen sehr langen Atem bewiesen. Und Beides wurde in der letzten Saison trotz einiger Rückschläge belohnt.

Knapp 300.000 Tausend Euro Gewinnsumme, zwei klassische Sieger, „Überwintern“ mit dem Derbyfavoriten für dieses Jahr, davon träumte man allenfalls in den Vorjahren in der Uckermark. Aber letzte Saison wurde eine Zucht-Politik belohnt, die Heike Bischoff-Lafrentz wie folgt auf den Punkt bringt: „Wir haben bewusst die besten Familien der ehemaligen DDR auf unserem Gestüt erhalten, weil sie so hart und gesund durchgezogen sind. Und sie sind zudem frei von Northern Dancer-Blut. Es war also nur eine Frage der Zeit, wann diese Familien durch Blut-Auffrischung und Veredelung wieder funktionieren würden“.

Und genau diese Zeit brauchte es auch bis die sogenannten „Meer“-„Gold“-„Bravour“-„Reklame“- und „Herz“ –Familien nicht nur eisenharte Hindernis-Cracks wie Registano brachten. Letztes Jahr schlugen die Görlsdorfer in eigenen und fremden Farben aufsehenerregend zu. Der Winterfavorit Born To Run, die Siegerin im Deutschen St. Leger Hey Little Görl, Sea The Moon, Maricel, und die 1000 Guineas-Hoffnung Meerjungfrau belohnten das Züchter-Herz der Gestüts-Herrin in hohem Maße.

Ein wichtiger Einschnitt

Der Tatsache, dass die Görlsdorfer Zucht-Politik nicht unbedingt marktgerecht war, verdankt die passionierte Züchterin, dass einige der letztjährigen Cracks in den eigenen Farben an den Start gingen. Ihr Mann Niko Lafrentz erläutert: „Der wichtigste Einschnitt in der jüngeren Geschichte von Görlsdorf war die Entscheidung im Jahre 2011 das Pensions-Geschäft einzustellen, einen eigenen großen Rennstall in Deutschland aufzubauen und somit nicht mehr für den Markt, sondern für den eigenen Rennstall zu züchten“.

Die damalige Entscheidung fiel sicherlich nicht ganz freiwillig und könnte vielleicht in Zukunft durch die jüngsten Erfolge überdacht werden. Der Markt wird aufmerksam reagieren und auf den zukünftigen Auktionen werden die Görlsdorfer sicherlich nicht mehr zu „Schnäppchen-Preisen“ zu ersteigern sein! Zudem hat die Gestüts-Chefin das Mutterstuten-Lot mit interessanten, DDR freien Blutlinien ergänzt und verfeinert. Sanwa als rechte Schwester zu Samum mit dem derzeitigen Derbyfavoriten Sea The Moon und die Arctic Tern-Stute Homing Instict mit der Leger-Siegerin Hey Little Görl haben ebenfalls ihre Aufzuchtstätte in den Fokus der Turf-Öffentlichkeit gerückt. Doch auch die Sadler‘s Wells-Stute Mahamuni, die Dashing Blade-Tochter Wonderful World aus der Verwandtschaft der sehr guten Winwood und Wladimir, und die Galileo-Stute Sopran Gallow haben mit Moi Lolita, Advanced, sowie Soprana in den letzten drei Jahren einige Stakes-Pferde für Görlsdorf gebracht.

Ein interessanter Mutterstuten-Mix aus alten DDR-Linien mit internationalem Blut dürfte in Zukunft weiterhin für Erfolge auf Black Type-Ebene sorgen. Die stolze Anzahl von 34 Mutterstuten umfasst das gesamte Lot und bei der Auswahl der Deckhengste fällt vor allem der Cross von alten Steher-Linien aus DDR-Zeiten mit frühreifem und schnellem internationalem Blut auf.

Deckhengste mit Frühreife

Dem neuen Beschäler-Star Soldier Hollow werden allein sechs Stuten zugeführt. Der Champion Areion, Dark Angel, der Danehill-Sohn Clodovil, Lord of England sowie der Sprinter Iffraaj sind weiter Namen, die Frühreife für den Jahrgang 2015 fast schon garantieren. Bei der letztjährigen prominenten Neueinstellung Prakasa geht man dagegen den umgekehrten Weg. Die auf Gruppe-Ebene bewährte Meilerin soll durch Kallisto zusätzliche Stamina „eingeimpft“ bekommen.

Heike Bischoff-Lafrentz betont noch eine Tatsache: „Wir haben in Görlsdorf eine gut gefüllte „Rentner-Koppel. Ich halte nichts davon kurz vor Toresschluss die alten Damen noch schnell zu bedecken um sie zu verkaufen. Sie haben sich bei uns einen besseren Lebensabend verdient. Außerdem möchte ich, dass all unsere Fohlen zu Hause zur Welt kommen und die Mütter sollen nicht mit ihnen ins Ausland reisen. In Deutschland praktizieren wir allenfalls einen Walk-In bei einem deutschen Hengst. Lieber gönnen wir unseren Müttern eine Pause, damit sich diese bestens um ihre zukünftigen Supersportler kümmern können“.

Bei so viel Herzblut bleibt dem nichts mehr hinzuzufügen!

(14.04.2014)